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Vivisketion: Ein schwarzes Kapital

Schweiz: Immer noch über eine halbe Million Tiere
in einem Jahr geopfert. Für nichts!

Im vergangenen September veröffentlichte das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit
und Veterinärwesen (BLV) Daten zur Vivisektion in der Schweiz für 2020. Das BLV erklärt:
“Insgesamt wurden 2020 weniger Versuchstiere eingesetzt als im Vorjahr”. Leider beträgt dieser
Rückgang jedoch, wenn man die Daten untersucht, nur 2,8% im Vergleich zum Vorjahr.

Im Jahr 2020 wurden 556.107 Versuchstiere eingesetzt. Im Jahr 2019 waren es 572’069. Diese Zahl ist im Verhältnis zur stetig zunehmenden technologischen Entwicklung und der zunehmenden Verbreitung von Forschungsmethoden, ohne Tiere, ein eindeutiger Hinweis auf eine ungerechtfertigte wissenschaftliche Trägheit in der Schweiz (wenn man bedenkt, dass 2013 fast genauso viele Tiere verwendet wurden).

Aufgrund der Pandemie im Jahr 2020 wurden 1’328 Tiere für XYZ-Experimente (Zensur) verwendet, hauptsächlich zur Stich-Analyse und im Bereich der Immunologie und Virus-Übertragbarkeit. Zudem müsste das BLV verdeutlichen, dass “Tierversuche mit gravierender Belastung für die Tiere dennoch zugenommen haben”. Die globale Zahl bleibt also fast konstant, aber das Leid wächst in Schweizer Laboren stetig: Seit 2012 sind die blutigsten Experimente um 68% gestiegen und das in einem Land, dass über die strengsten Gesetze in diesem Bereich weltweit verfügt!

Auch hier, ist der Anstieg völlig ungerechtfertigt, wenn wir die Tatsache berücksichtigen, dass immer bessere Technologien zur Verfügung stehen, dass Methoden ausgearbeitet werden, um die Anzahl der Tiere und das Leid zu reduzieren, und der Trend technologisch fortschrittlicher Länder, die immer weniger Tierversuche durchführen.

Die Schweizer Gesetzgebung ist daher nicht in der Lage, die gleichen Grundprinzipien einzuhalten, nämlich eine deutliche Reduzierung der Anzahl der Tiere und des Tierleids. Es ist jedoch erwähnenswert, dass wichtige Realitäten zum Vorschein kommen, die sich aus hochqualifizierten Forschern zusammensetzen, die sich unterschiedlich mit wissenschaftlichen Methoden befassen, die die archaischen, unzuverlässigen und grausamen Tiermodelle ersetzen.

Es handelt sich hierbei um Verbände, Forschungszentren und Personen, die sich mutig und kritisch gegenüber der Vivisektion äussern, wie beispielsweise im benachbarten Italien – OSA (Oltre la
sperimentazione animale), LIMAV und LARF der Universität in Genua. In Deutschland – Ärzte gegen Tieversuche, in Frankreich Antidote Europe und Pro-Anima, in England – Dr. Hadwen Trust und in
den USA – Physicians Committee for Responsible Medicine, Center for Alternatives to Animal Testing und das neue Center for Contemporary Sciences. Das sind aber nur einige Beispiele. Auch in der
Schweiz wird Forschung ohne Tiere betrieben, nämlich wie bei Epithelix und Oncotheis, die sicher eine viel grössere mediale und finanzielle Unterstützung verdienen müssten.

Ein Blick auf Europa

Seit einigen Monaten kursiert eine europäische Initiative der ECEAE (European Coalition against Ani-mal Experiments, der wir auch angehören), die restriktivere Gesetze zu Tierversuchen, insbesondere im Bereich der Kosmetik, fordert. In der Tat, wenn auf der einen Seite die europäische Gesetzgebung, die seit 2013 die Verwendung von Tieren im Kosmetikbereich verbietet – ein wichtiger Schritt für die Abschaffung der Tierversuche, muss auf der anderen Seite dieses Verbot gestärkt werden, indem weitere Tierversuche, die immer noch für verschiedene chemische Substanzen stattfinden, verboten werden.

Diese chemische Substanzen könnten auch für Kosmetikzusammensetzungen verwendet werden. Das Verbot von Tierversuchen für Kosmetikprodukte war ein Versprechen Europas, damit Tiere für Kosmetikprodukte nicht mehr leiden und sterben müssen; ein gebrochenes Versprechen.

Wie ECEAE zu Recht betont: “Nie zuvor hatten wir so leistungsfähige Werkzeuge, um Sicherheit ohne den Einsatz von Tieren zu gewährleisten, noch die goldene Gelegenheit, den Schutz von Mensch und Umwelt zu revolutionieren. Die Europäische Kommission muss dieses Verbot und die Übergangsphase zu tierversuchsfreien Methoden unterstützen und konsolidieren”.

Die Promotoren dieser Initiative fordern die Kommission daher nachdrücklich auf, folgende Massnahmen zu ergreifen:
1. Schutz und Stärkung des Tierversuchsverbots für Kosmetikprodukte.
Änderung der Rechtsvorschriften zum Schutz der Verbraucher, Arbeitnehmer und der Umwelt,
so dass in keinem Fall und ohne Grund kosmetische Inhaltsstoffe an Tieren getestet werden.
2. Veränderung der EU-Chemikalienverordnung.
Schutz-Gewährleistung der menschlichen Gesundheit und der Umwelt, ohne neue Anforderungen hinzuzufügen,
die Tierversuche zur Chemikalienprüfung implizieren.
3. Wissenschaft-Modernisierung innerhalb der EU.
Ausarbeitung eines Gesetzesvorschlags, der die schrittweise Abschaffung
von Tierversuchen innerhalb der EU vorsieht, vor dem Ende der laufenden Wahlperiode.
Hier die Internetadresse der vorgeschlagenen Bürgerinitiative im Register der Europäischen Kommission:
https://europa.eu/citizens-initiative/initiatives/details/2021/000006
Die Initiative richtet sich an das Europäische Parlament und daher können nur Bürgerinnen und Bürger, die auch oder nur einen EU-Pass besitzen (also nur Schweizerinnen und Schweizer mit doppelter Staatsbürgerschaft oder Bürger, die in der Schweiz wohnen, aber im Besitz der EU-Staatsangehörigkeit sind), diese Initiative unter folgendem Link unterschreiben:
https://eci.ec.europa.eu/019/public/#/screen/home
Sie können die Initiative auch in Papierformat bei uns anfragen (Fälligkeitstermin: 31.8.2022).

Doch es kommen auch gute Nachrichten vom EU-Parlament selbst, denn im vergangenen September hat man zugunsten des EU-Plans entschieden, um Tierversuche durch die neue, moderne Wissenschaft zu ersetzen.

Gemäss einer Kampagne, die von der Eurogroup for Animals, Cruelty Free Europe, Humane Society International/Europe, PETA und der bereits erwähnten European Coalition to End Animal Experiments (Akronyme, die für über 100 Tierschutz- und Wissenschaftsorganisationen aus 24 EU-Mitgliedstaaten stehen) gefördert wurde, hat das EU-Parlament tatsächlich einen Antrag stattge-geben, in dem die EU-Kommission aufgefordert wird, einen EU-weiten Aktionsplan für eine allmähliche Einstellung der Verwendung von Tieren für Forschungszwecke auszuarbeiten.

Definition von Zielsetzungen und Meilensteinen, um Anreize für Fortschritte beim Tierersatz durch neue methodische Ansätze (NAM) zu schaffen, die für den Menschen relevant sind.

Fast 10 Millionen Tiere werden jedes Jahr in EU-Laboren eingesetzt, und müssen sich invasiven Tests unterziehen, darunter Affen, Hunde, Katzen, Kaninchen, Ratten und Mäuse, eine enorme Anzahl von Tieren, die in den letzten zehn Jahren relativ unverändert geblieben ist. Meinungsumfragen zeigen, dass die Beendigung von Tierversuchen eine Priorität für die EU- Bürger ist: Fast drei Viertel (72%) sind der Meinung, dass die EU verbindlichen Ziele und Fristen der EU für die schrittweise Abschaffung von Tierversuchen festlegen muss. Obwohl das Votum des EU-Parlaments nicht rechtsverbindlich ist, übt es nun erheblichen Druck auf die EU-Kommission, damit diese darauf reagiert (i.d.R. innerhalb von 3 Monaten) wie Troy Seidle, Vizepräsident für Forschung und Toxikologie bei Humane Society Internatinal betont: “Diese Abstimmung signalisiert die Notwendigkeit einer Systemveränderung des EU-Ansatzes im Bereich der Toxikologie und biomedizinischen Forschung, wobei das Parlament eine historische Gelegenheit nutzt, Tierleid zu stoppen, und den Schwerpunkt auf moderne und für den Menschen relevante Technologien zu verlagern.

Wenn wir es nicht zum Ziel haben, Krebs bei Mäusen zu heilen oder angeborene Defekte bei Kaninchen vorzubeugen, müssen wir den unbegründeten Glauben aufgeben, dass es sich bei diesen Tieren um Menschen in Miniatur handelt, wir müssen uns in die Ideen versetzen, dass wir uns auf jene Methoden stützen müssen, die es uns ermöglicht, die menschliche Biologie zu studieren.

Menschliche Organe und Organsysteme auf Chips, Modelle, die auf menschlichen Stammzellen und Computertechniken der nächsten Generation basieren, ermöglichen uns genau das und können erhebliche Vorteile bei der Forschung, die sich ausschliesslich auf menschlichen Krankheiten bezieht, bieten, auch bei der Bewertung potenzieller neuer Medikamente sowie bei Toxizitäts- und Sicherheitsstudien von Chemikalien. Mit dieser historischen Abstimmung fordert das EU-Parlament gezielte und kohärente Massnahmen zur schrittweisen Abschaffung von Tierversuchen, wie z. B. die bevorzugte Finanzierung innovativer tierfreier Methoden, die Ausbildung von Wissenschaftlern für neue Technologie-Bereiche, und Veränderungen der gesetzlichen Richtlinien über chemische Substanzen. Wir fordern die Kommission auf, diese Vorschläge anzunehmen, und anzuerkennen, dass ein Aktionsplan zur Beschleunigung der Abschaffung der tiergestützten Forschung im Interesse aller liegt”.

Es muss noch viel getan werden, sowohl in der Schweiz wie auch jenseits der Grenze. Wir müssen die Angelegenheit gut überwachen, und darauf bestehen. Doch die Einheit der verschiedenen Organisationen die sich mit derselben Angelegenheit beschäftigen, sowie das Engagement der einzelnen Bürgerinnen und Bürger zeigen einen Weg, auch in politischer Hinsicht, der sicher zu positiven Ergebnissen führt. Genau in diese Richtung müssen wir weitergehen.

Quellenangabe:
www.oltrelasperimentazioneanimale.eu/il-parlamento-europeo-vota-a-favore-del-piano-dellue-per-sostituire-gli-esperimenti-sugli-animali-con-la-scienza-allavanguardia/
www.eceae.org/cosmetics.html

www.europarl.europa.eu/doceo/document/B-9-2021-0427_IT.html
Link in Bezug auf Statistiken:
https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/tiere/tierversuche.htm

atra.info